Der "Alte" spurt noch immer gut
Bericht aus der Rhein-Neckar-Zeitung vom 29.Dezember 2010

Wilhelmsfeld. Ratternd stößt der Ski-doo nochmals eine Qualmwolke aus. Wie das so üblich ist bei Zweitaktern, ehe sie warmgelaufen sind. Doch dann ist er nicht mehr zu halten. Die beiden Geräte für die Wilhelmsfelder Loipe sind jetzt jeden Tag unterwegs. Wenn Erich Oelschläger Gas gibt, rauscht sein 68-PS Gefährt los, Werner Flörcks folgt ihm auf seinem älteren Schlitten. Jeden Tag gehen die beiden auf Tour, "die Loipe muss in Schuss gehalten werden", so die Männer vom Heimat- und Verkehrsverein Wilhelmsfeld. Der Verein unterhält die Loipenstrecke im Auftrag des Luftkurortes. Vier, fünf und zehn Kilometer bis nach Heiligkreuzsteinach können versierte Langläufer oder Freizeitwintersportler zurücklegen.
Dick vermummt werfen die Männer ihre Schlitten an. Die wurden gebraucht aus Österreich gekauft, "wie lange der Alte noch mitmacht, das ist eine Frage der Zeit". "Der Alte", das ist nicht Werner Flörcks, das ist vielmehr sein Ski-doo, der "Alpine II" mit seinen 30 Jährchen auf der Kufe. Er wird zum Walzen genutzt, denn dieses 45-PS Fahrzeug kann nicht spuren. Dafür hat das Fahrzeug von Erich Oelschläger eine hydraulische Vorrichtung, um die Spur zu ziehen oder zu festigen und zwei gelenkige Kufen unter der Haube. Wenn die Maschinen über die Piste rauschen, heißt es sich festhalten. Ausgestattet mit zwei Vorwärts- und einem Rückwärtsgang preschen die Fahrzeuge los, überwinden auch locker die Steigungen. Bis auf die Kurven - die raupengetriebenen Schneefahrzeuge können natürlich nicht driften. An der Spitzkehre müssen die beiden Männer vom Gas gehen, mehrmals vor und zurück, ehe die Kehre genommen ist. Die zahlreichen Langläufer sind durch Gelblicht und das Motorengeräusch vorgewarnt, verharren und lassen die beiden Spezialisten vorbeiziehen.
Etwa drei Stunden sind die Fahrer pro Tour unterwegs, Thomas Gärtner gesellt sich noch dazu, ebenso Mirco Helfrich, "unser Praktikant", schmunzelt Oelschläger. Die Fahrer müssen die Strecke wie ihre Hosentasche kennen, es gibt Schneewehen, Untiefen, auch schon mal umgestürzte Bäume. Oder ein Forstschlepper fährt über die Loipe, so wie derzeit geschehen. "Wir haben Schilder angebracht, dass die zehn Kilometer lange Strecke nur bedingt befahrbar ist", so Flörcks, denn Waldarbeiten können gefährlich sein. Meist fahren die beiden in ihren Schneemobilen nebeneinander her, der eine walzt, der andere zieht die Spur. Das geschieht am späten Abend oder auch bei völliger Dunkelheit gegen 22 Uhr. Wenn sie dann eine kleines Licht im verschneiten Wald erspähen, können sie sicher sein, dass noch ein Langläufer mit Kopflampe unterwegs ist. Etwa 25 Euro gehen an Betriebskosten pro Fahrt drauf, Mittel, die der Verein aufbringt. "Wenn wir spuren, sind wir fast drei Stunden unterwegs, bei Kontrollfahrten etwa zwei Stunden", erzählt Oelschläger. Den vorgeschriebenen Aluminiumschlitten mussten die Loipenexperten noch nicht aus der Garage holen. Der ist dazu gedacht, im Unglücksfall jemanden von der Strecke zu holen. Doch ab und an nimmt ein verspäteter oder ermatteter Langläufer das Angebot gerne an, auf den Ski-doos wieder zum Parkplatz an der Hirschplatte zurückzufahren.
An die 800 Stunden hat der Heimat- und Verkehrsverein im letzten Jahr geleistet, "wenn die Witterung anhält, könnte das in dieser Saison noch mehr sein", meinen die Männer in ihren dicken Anoraks. Samstags und sonntags ab 11 Uhr wird jetzt auch die Loipenhütte bewirtschaftet, im neuen Jahr zum ersten Mal am 2. Januar. Die Läuferinnen und Läufer finden es gut hier oben in Wilhelmsfeld. Ein Heidelberger dazu: "Ich bin sehr zufrieden und komme mehrmals in der Woche abends hierher, um Langlauf zu machen".
Wenn das Wetter anhält, wird es im Januar noch einen Hüttenzauber mit Flutlicht-Loipe in der Hirschwald-Arena geben. Da können die Ski-Langläufer ihre verbrauchten Kalorien bei Bratwurst und Glühwein wieder auftanken. Der aktuelle Termin ist unter www.hvv- wilhelmsfeld.de zu finden, ebenso wie die regelmäßigen Schnee- und Wintersportberichte auf der über 500 Meter hohen Loipenstrecke im Odenwald.
Hier gibt es den Bericht bei der Rhein-Neckar-Zeitung
Ihr Heimat- und Verkehrsverein
geändert am
21. 10. 2011